Mein Tagesablauf wird durch meine Depression bestimmt.
Noch nie musste ich mir Gedanken über meinen Tagesablauf machen.
Im ersten Jahr meiner Krankheit habe ich nur gewartet. Da ja nichts gefunden wurde, warum es mir so schlecht ging, wurden alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Da die Wartezeiten zu den Arztterminen manchmal Wochen/Monate dauerten, habe ich nur gewartet .. gewartet auf den nächsten Termin und die nächste Diagnose. Da bin ich ja überhaupt nicht auf die Idee gekommen, irgendwie mein Leben und meinen Tagesablauf neu strukturieren zu müssen.
Als ich dann keinen Bock mehr hatte…von Arzt zu Arzt zu rennen und immer zu hören „Sie sind topfit“ habe ich mich selbst in die Tagesklinik der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Arnsdorf einweisen lassen. Ich habe da wirklich nur auf mein Bauchgefühl gehört – das mir sagte – „Die müssen dir doch helfen können“. Und so war es auch.
Es hat keinen Tag gedauert, da hatte ich eine Diagnose. Endlich…nach über 12 Monaten wurde mir gesagt, das ich wirklich krank bin – und nicht wie überall anders als GESUND eingestuft wurde. Da konnte ich das erste mal aufatmen. MIR WURDE GEGLAUBT.
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Mit der Tagesklinik ging es dann langsam los, dass ich mir über meine Krankheit, deren Symptome und die Auswirkungen auf mein weiteres Leben (und meiner Familie) Gedanken machen konnte. Mir war aber auch klar, dass ich nach der Tagesklinik – die 6 Wochen angesetzt war – endlich wieder arbeiten gehen konnte. Behandlung in der Klinik – bedeutet: nach 6 Wochen gesund nach Hause und wieder arbeiten.
Dieser Zahn wurde mir natürlich schnell gezogen. Aber trotzdem hatte ich es eilig und wollte schnell wieder gesund werden. Dann halt noch Aufenthalt zwei.
Erstmal wurde mein Tagesablauf völlig umgehauen.
So nach und nach merkte ich aber, dass meine Planung so nicht aufging. Die Wochen – in denen ich zu Hause war – verbrachte ich damit, meine vielen „Aufgaben“, die ich mir die letzten Jahre so auferlegt hatte, zu optimieren. Als dies nicht mehr ging musste ich entscheiden, welche Aufgaben ich abgebe oder ganz aufgebe. So begann ich, mein komplettes Leben neu zu organisieren. Bis ich in das nächste Extrem rutschte.
Auf einmal hatte ich Zeit, viel zu viel. Ich wusste damit aber nichts anzufangen. Ich schlief bis 9 Uhr, manchmal auch bis zehn. In Ausnahmen verschlief ich es bis Mittag. Merkte ja keiner. So kam es aber, dass ich nachts nicht mehr schlafen konnte und der Kreislauf begann. Den Rest des Tages lag ich auf dem Sofa und wartete, bis der Tag rumging. Zum Glück kamen irgendwann die Kinder und der Mann heim. Da stand ich dann vom Sofa auf und erledigte die wichtigsten Dinge.. bis es wieder 19 Uhr aufs Sofa ging. So vergingen Tage, Wochen, Monate.
Aber ich kam auch nicht auf die Idee, das zu ändern. Wir versuchten es x mal mit diversen Mittelchen, die mir beim Schlafen helfen sollten. Aber das funktionierte alles nicht wirklich.
Irgendwann hatte ich früh neun Uhr einen Termin. Da „musste“ ich kurz vor acht aufstehen, um diesen zu schaffen. Und das war überhaupt kein Problem und mir ging es echt gut damit. So merkte ich, dass ich mir einen Anreiz schaffen muss, um aufzustehen.
Ehrenamt war die Lösung
Mein Tagesablauf wird durch die Depression bestimmt Teil 2Da kam mir die Idee, ehrenamtlich zu helfen. Im Internet sah ich aber eine Anzeige unseres regionalen Bäckers. Er suchte eine Weihnachtsaushilfe zum Stollen einpacken. Da ich da „nicht denken“ muss beim einpacken, fand ich die Idee gar nicht so schlecht. Das kann ja dann nicht so anstrengend sein.
Als ich mit der Idee zum Bäcker ging, ohne Gehalt -also ehrenamtlich zu helfen – kam das nicht so gut an. Schließlich muss ich und der Betrieb ja abgesichert sein und ich hätte „schwarz“ gearbeitet. Warum ich kein Geld für meine Arbeit annehmen konnte – dazu folgt ein extra Blogbeitrag.
So hatte ich dann einen regelmäßigen Termin, für den ich aufstehen musste.
Das sich dies aber doch nicht so einfach war, wie ich mir das vorgestellt hatte,
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